„REISEN VEREDELT DEN GEIST UND RÄUMT MIT ALLEN VORURTEILEN AUF“

(Zitat Oscar Wilde)

Seit 1981 unternehmen die Kunstfreunde Waldenbuch&Steinenbronn Reisen im In- und Ausland!

In diesem Jahr war es die 5-tägige Kunstreise in die Kulturregion RUHR. Bei strahlendem Sonnenschein war unsere erste größere Besichtigung in Remagen: Als eines der schönsten Kunstmuseen im Rheinland besticht das ARP-Museum Bahnhof Rolandseck durch seine einzigartige Architektur. Bestehend aus dem historischen Bau des amerikanischen Architekten Richard Meier, eröffnet das Museum einen beeindruckenden Ausblick über den Rhein auf das gegenüber-liegende Siebengebirge. Es ist der Blütezeit der Rheinromantik im 19. Jahrhundert zu verdanken, dass das repräsentative Bahnhofs-gebäude in dem kleinen Ort steht. Wir sahen aktuell:  Kunstkammer RAU – Rausch der Farbevon Tiepolo bis K.O. Götz / Gotthard Graubner (MIT DEN BILDERN ATMEN) Sammlung ARP – Rendez-vous des amis: Kurt Schwitters und Hans Arp. Unsere ständige Begleiterin: Kunsthistorikerin Ricarda Geib erklärte uns alles in ihrer bekannten, leidenschaftlichen Erzählweise!

Der nächste Tag: Museum Folkwang: Es wurde 1902 in Hagen von dem Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus unter dem Namen Folkwang-Museum eröffnet und hatte lange Zeit eine Vorreiterrolle imBereich der Modernen Kunst. Herrliche Schätze der Kunst „warteten“ auf  uns. Nach dem leckeren Mittagessen – fuhren wir zur Zeche Zollverein. KUNST& KOHLE – In diesem Jahr stellt das letzte deutsche Steinkohlebergwerk seine Förderung ein. Damit endet eine Ära von über 250 Jahren Industriegeschichte, die insbesondere das Gesicht des Ruhrgebiets, das Selbstverständnis seiner Bewohner und die Entstehung seiner einmaligen Kunst- und Kulturlandschaft bestimmt hat. Eine grausame Stadt aus Stadthäufchen, so hat Joseph Roth das Ruhrgebiet in den zwanziger Jahren genannt, eine Stadt, über der sich ein gemeinsamer Himmel wölbt – aus Rauch, Rauch, Rauch - Heute ist der Himmel über dem Ruhrgebiet so blau, wie in Hamburg oder Köln. Weil im Dezember 2018 die letzte Zeche schließt, sendet das Ruhrgebiet das ganze Jahr über wehmütige Rauchzeichen. Der Besucher durchläuft das Museum – dem ehemaligen Weg der Kohle folgend – von oben nachunten und steigt dabei von der Gegenwart in die Geschichte hinab. Der Museumsparcours beginnt in der Gegenwart, denn das Ruhrgebiet ist eine Region, die sich stetig verändert und immer wieder neu erfindet. Es ist kein naturräumlich oder politisch definierter Raum, sondern vielmehr ein von der Industriealisierung geprägter Identifikationsraum über den widersprüchliche Ansichten existieren, der Maschinen-Ästhetik, wo einst der Mensch in die Erde fuhr, um den Maschinen Futter zu geben. Alles war sehr spannend und neu für uns. Glückauf / schwarzes Gold – diese Begriffe begleiteten uns weiter zu Ausstellungen Maschine&Maloche, Ruß&Romantik.

Abgerundet wurde der Tag mit dem Besuch des Red Dot Design-Museum.

Kultur – wer möchte schon ohne sein? Kultur ist Leben.

Duisburg stand heute auf unserem Programm – zunächst spazierten wir im Innenhafen, der eine Größe von 89 ha vorweist, war während der Hochkonjunktur der Industriellen Revolution über ein Jahrhundert lang der zentrale Hafen- und Handelsplatz der Ruhrgebietsstadt. Seit Mitte der 1960er Jahre verlor der Hafen an Bedeutung und lag 20 Jahre lang brach, ehe am Innenhafen ein Strukturwandel einsetzte. Die Basis für dieses Musterbeispiel im Ruhrgebiet lieferte 1994 der britische Architekt Norman Foster.

MKM Museum Küppersmühle für moderne Kunst war das nächste Ziel unserer Unternehmung. Hommage an Jannis Kounellis – Arbeiten von ihm - Pionier der Arte Povera Bewegung, stehen im Zentrum der Ausstellung. Neben Stahl, Stein und Stoff ist Kohle eines der grundlegenden Elemente, aus denen er seine raumgreifenden Installationen geschaffen hat. Sie alle greifen die Kohle als Arbeits-material und Inhaltsträger auf.

Selbstverständlich speisten wir im Restaurant der Küppersmühle ganz zünftig u.a. Curry-Wurst, scharf oder nicht und tranken ein kühles Altbier – jeder – wie er mochte.

Kurz entschlossen buchten wir noch mit der weißen FLOTTE eine kleine Hafenrundfahrt – der Himmel war blau und wir sahen auch, wenn nur kurz, die berühmte „Schimanskigasse“.

Weiter ging es zum Lehmbruck Museum in Duisburg. Der Fokus liegt dabei – wie sollte es anders sein – auf Schlüsselwerken Wilhelm Lehmbrucks. Die Kunst des gebürtigen Duisburgers, die der klassischen Moderne zuzuordnen ist, steht Skulpturen aus anderen Epochen gegenüber.

Der nächste Programmpunkt wäre Wuppertal gewesen: –  u.a. von der Heydt Museum und die Schwebebahn – fiel aber aufgrund des vorausgegangenen Unwetters buchstäblich ins Wasser.

Frau Geib bot uns eine unvergessliche Alternative in Bochum-Höntrop:

Die Kirche St. Maria Magdalena. Sehr herzlich begrüßte uns Pfarrer Dietmar Schmitt per Handschlag und ebenso der Künstler Jens J. Meyer. Feierlich und erhaben entfaltet sich die monumentale Tuchinstallation im gesamten Inneren der Kirche. Die weißen Tuchelemente fügen sich zu einem zeltartigen Raum, der die Besucher mit offenen Armen empfängt. Das Motiv des Zeltes erinnert an die Wüstenwanderzeit des Volkes Israel: Auf dem Weg aus der Knechtschaft Ägyptens in das Land der Verheißung war das Offenbarungszelt der Ort der Gottesbegegnung. Der Titel Chuppa magna ist ein Hinweis auf den jüdischen Hochzeitsbaldachin.

Danach Kontrastprogramm: „Museum unter Tage“ - kurz MuT genannt im Park von Haus Weitmar.Um Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten, wurde das Museum kurzerhand unter die Erde Erdoberfläche gelegt. Damit also die Parklandschaft so wenig wie möglich gestört wird, begibt man sich nun unter Tage, um dort wiederum Landschaftsbilder anzusehen. Das hat schon eine gewisse Raffinesse - u.a. lichtgeschützte Gemälde zur Farbe schwarz und im Außenbereich ein imposantes Werk von Richard Serra.

Abschließend besuchten wir noch die Margarethenhöhe-Essen, die den Namen ihrer Stifterin Margarethe Krupp trägt. Entstanden ist die Siedlung zwischen 1909 und 1920. Schon damals galt

sie als zweckmäßig und zugleich menschenfreundlich. In der Villa-Vue mit traumhafter Aussicht auf den Baldeney-See war das gemeinsame Abendessen für uns bestellt – sehr opulent! Ein gelungener letzter Abend der Kunstreise.

RÜCKFAHRT der 5-tägigen Kunstreise: KUNST STATT KOHLE

Ein lohnender Besuch galt u. a. während der Rückfahrt noch der VILLA HÜGEL:

Im Essener Stadtteil Bredeney wurde sie 1870 von Alfred Krupp (einer der „Ruhrbarone“) errichtet und ist das ehemalige Wohn- und Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp.

Das Haus war geschlossen und so schlenderten wir durch den schönen Park und lauschten den Schilderungen unserer Reiseleiterin Ricarda Geib.

Danach ab nach Hagen – DER HAGENER IMPULS – Kunst zwischen Jugendstil und Bauhaus: Die Architektur in Hagen um 1900 beinhaltet 18 Bauwerke des Hagener Impulses im Osten der Stadt. Hagen war einer der ersten Orte in Deutschland mit Bauten im Jugendstil. Die Zeit wurde knapp und so erhaschten wir nur einen kleinen Blick auf diese besonderen Häuser. Dafür erwartete uns im Emil Schumacher-Museum eine großartige Ausstellung desselben. Das Museum im Museum – eine Besonderheit: Die Architektur der Erinnerung von Sigrid Sigurdson. Der Präsentationsraum ist geprägt durch verschiedene mächtige Wandregale sowie Vitrinenschränke.

Gästebücher, Reisebücher, Archiv der Zukunft, Museum der Biografien 

Die an der Wand positionierten Regale ebenso wie der hohe Tisch beherbergen Gästebücher. Bei den Gästebüchern handelt es sich um Folianten, die von Museumsbesuchern selbstständig seitenweise gestaltet worden sind, die Reisebücher hingegen können von Besuchern bis zu drei Jahren entliehen werden, um dann mit eigenen Themen gefüllt zu werden.

Nach einem genüsslichen Mittagessen fuhren wir weiter zur letzten Station: HOHENHOF Museum des Hagener Impulses. Der Hohenhof zählt zu den architekturgeschichtlich bedeutendsten Gebäuden Europas aus der Zeit der Frühmoderne. Für den Hagener Folkwang-Museumsgründer und Kulturreformer Karl Ernst Osthaus (1874-1921) errichtete der belgische Jugendstilkünstler Henry van de Velde  (1863-1957) 1906 bis 1908 das Wohnhaus der Familie, den Hohenhof. Heute zählt das Gebäude europaweit zu den wenigen begehbaren Gesamtkunstwerken im Jugendstil.

Eine erlebnisreiche und sehr interessante Kunstreise war somit beendet!

An dieser Stelle gilt ein herzlicher Dank unserer Reiseleiterin, Ricarda Geib für die exzellenten Führungen, unserem Schatzmeister Hans Dieter Christophers für beste Organisation&Team, sowie Herrn Martin Reble, bester Busfahrer!

PS: Frau Geib sagte bei ihren Abschiedsworten im Bus, wir sollten uns doch ein Lieblingsbild gedanklich mit nach Hause nehmen. Bei mir war es der Dänenprinz Hamlet (Shakespeare) von Manet, oder von Carl Spitzweg, der Orient oder, oder – wie war es bei Ihnen?

 

Helga Jacob

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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